OCR vs. Dokumentenverarbeitung – Den Unterschied verstehen

Portrait of Neha Gunnoo
von Neha Gunnoo Growth and Marketing Lead bei Parseur
10 Minuten Lesezeit
Zuletzt aktualisiert am

Wichtige Erkenntnisse:

  • OCR extrahiert Rohtext aus Bildern oder gescannten Dokumenten. Die Dokumentenverarbeitung geht darüber hinaus, indem sie diese Daten versteht, organisiert und integriert.
  • OCR eignet sich ideal für grundlegende Digitalisierung, während Dokumentenverarbeitung auf Automatisierung ausgelegt ist.
  • Intelligente Dokumentenverarbeitung (IDP) bringt Automatisierung dank KI auf ein neues Level.
  • Nutzen Sie OCR für einfache Aufgaben, greifen Sie für automatisierte und effiziente Workflows auf vollständige Dokumentenverarbeitung zurück.

Wenn Sie je ein Dokument gescannt haben und gesehen haben, wie es sich in durchsuchbaren Text verwandelt, haben Sie OCROptische Zeichenerkennung – genutzt. Aber: OCR wird häufig fälschlicherweise als vollständige Lösung für die Dokumentenautomatisierung angesehen. Tatsächlich handelt es sich dabei nur um einen Baustein in einem viel umfassenderen System.

Viele Unternehmen beginnen mit OCR in der Annahme, dass das alles ist – und stoßen dann schnell auf Limitierungen, etwa beim Dokumentensortieren, beim Extrahieren von Schlüsseldaten oder bei der Integration mit anderen Tools.

Genau hier setzt die Dokumentenverarbeitung an.

Der Unterschied zwischen OCR und Dokumentenverarbeitung ist vielleicht auf den ersten Blick subtil, in der Praxis jedoch fundamental. Sie können es sich so vorstellen: OCR ist wie das Lesen eines Textes auf einer Seite – Dokumentenverarbeitung bedeutet, diesen Text zu verstehen, zu kennzeichnen und automatisiert sinnvoll weiterzuverarbeiten.

In diesem Beitrag klären wir die Begriffe und zeigen:

  • Was OCR kann – und was nicht.
  • Wie Dokumentenverarbeitung weit über bloße Textextraktion hinausgeht.
  • Worin sich beide Technologien grundlegend unterscheiden.
  • Wann die Nutzung von OCR alleine ausreicht und wann Sie mehr benötigen.
  • Wie moderne Lösungen wie Parseur OCR und intelligente Dokumentenverarbeitung für vollständige Automatisierung verbinden.

Was ist OCR (Optische Zeichenerkennung)?

Viele kennen OCR – aber was genau macht diese Technologie? Bevor wir auf die Rolle der modernen Dokumentenverarbeitung eingehen, klären wir zuerst, was OCR ist und wie sie sich einfügt.

OCR einfach erklärt

Optische Zeichenerkennung (OCR) ist eine Technologie, die Dokumente scannt und Rohtext aus Bildern, PDFs oder gescannten Papierdokumenten extrahiert. Sie verwandelt visuelle Information in maschinenlesbaren Text. Das bedeutet: Machen Sie ein Foto von einem Kassenbon oder scannen Sie eine Papierrechnung ein, liest die OCR-Software den Text und macht ihn am Computer nutzbar.

Laut Security Force kann moderne OCR-Software Genauigkeiten von 95 % oder mehr erzielen – abhängig von der Bildqualität, Schriftart und Sprache.

Aber: Traditionelle OCR versteht nicht die Bedeutung dessen, was sie liest. Sie erkennt nicht, was ein Datum ist, was ein Gesamtbetrag ist oder welche Abschnitte wichtig sind; sie liefert lediglich den reinen Text, oft ungeordnet und ohne Struktur.

Ein Beispiel aus der Praxis

Stellen Sie sich vor, Sie scannen eine Rechnung. Das OCR-Ergebnis:

Extract data with OCR

Das war's. Jetzt haben Sie zwar digitalen Text – aber ohne Kontext, Feldnamen oder Struktur für Automatisierungen oder Dateneingaben.

Wann sollten Sie OCR verwenden?

OCR-Tools sind am besten geeignet, wenn Ihr Ziel die einfache Digitalisierung ist – nicht die vollständige Verarbeitung oder das tiefere Verständnis von Dokumenten.

Anwendungsfälle, in denen OCR alleine genügt

  • Archivierung historischer oder gedruckter Dokumente
    Scannen Sie alte Zeitungen, Bücher oder Akten für digitale Suche und Archivierung.

  • Digitalisierung von handschriftlichen Notizen
    Wandeln Sie Notizen oder Mitschriften in Text um, um sie leichter zu bearbeiten oder zu lesen.

  • Gescannten Dokumenten Durchsuchbarkeit verleihen
    Machen Sie PDFs mit bildbasiertem Text durchsuchbar, ohne Felder zu extrahieren.

  • Papierformulare für digitale Speicherung vorbereiten
    Praktisch, um Papierdokumente in ein zugänglicheres Format umzuwandeln – auch wenn Nachbearbeitung per Hand nötig ist.

Herausforderungen klassischer OCR

Zielt Ihr Projekt auf Automatisierung, Feldzuordnung oder Integration mit Drittsystemen, stößt OCR an ihre Grenzen. Zwar liest OCR beispielsweise „Invoice No: 83901“, erkennt aber nicht, dass „83901“ die Rechnungsnummer ist, prüft sie nicht und kann solche Felder nicht an andere Systeme übergeben.

Es ist wie ein Buch zu digitalisieren: Sie haben den Text, aber Überschriften, Zusammenfassungen und Kapitelorganisation müssten weiterhin manuell erfolgen.

Eine Studie von Basecap Analytics, die die Grenzen reiner OCR-Lösungen aufzeigt, kam zu dem Ergebnis, dass OCR-Only-Lösungen typischerweise rund 97 % Genauigkeit erreichen, also 3 % Fehlerquote bei den extrahierten Daten produzieren.

Selbst diese scheinbar geringe Abweichung kann erhebliche Folgen haben: fehlerhafte Dateneingaben, Compliance-Risiken und manuelle Nachkorrekturen, die wertvolle Zeit und Ressourcen kosten.

Wer seine Workflows automatisieren oder den manuellen Aufwand reduzieren möchte, wird mit reiner OCR häufig wechselhafte Ergebnisse und notwendige manuelle Nachbearbeitung erleben – was Zeit und Effizienz kostet.

Was ist Dokumentenverarbeitung?

Die Dokumentenverarbeitung geht weit über klassisches OCR hinaus. Sie ist eine umfassende Lösung, die den gesamten Lebenszyklus eines Dokuments abdeckt: Von der Datenerfassung und Kontext-Analyse über die Schlüsselextraktion und Validierung bis hin zur nahtlosen Integration in Geschäftssysteme.

Dazu gehören typischerweise:

  • Erfassung von Dokumenten aus verschiedenen Quellen wie E-Mail, PDFs, gescannten Bildern oder digitalen Formularen.
  • Klassifizierung der Dokumente nach Typ, z.B. automatische Erkennung, ob es sich um eine Rechnung, einen Vertrag oder einen Lieferschein handelt.
  • Extraktion relevanter Datenfelder – etwa Rechnungsnummer, Fälligkeitsdatum, Gesamtbetrag oder Kundendaten.
  • Validierung und Strukturierung der Daten – Sicherstellung von Korrektheit und Konsistenz.
  • Weiterleitung der extrahierten und strukturierten Daten an nachgelagerte Systeme wie CRM, Excel, ERP oder Datenbanken.

Vergleichen Sie es so: OCR liest Text aus einem Foto, während Dokumentenverarbeitung diesen Text versteht, mit Kontext versieht und das Dokument samt aller wichtiger Details automatisch richtig ablegt.

Laut Grand View Research wurde der globale Markt für intelligente Dokumentenverarbeitung im Jahr 2024 auf 2,30 Milliarden USD geschätzt und soll bis 2030 auf 12,35 Milliarden USD wachsen – mit einer jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 33,1 %.

Dieses rasante Wachstum zeigt, wie Unternehmen modernere Lösungen nutzen, um Dokumentenworkflows effizient zu automatisieren.

Wesentliche Unterschiede zwischen OCR und Dokumentenverarbeitung

Die folgende Tabelle zeigt, wie beide Tools mit Daten, Kontext, Struktur und Integration umgehen.

Funktion Traditionelle OCR Dokumentenverarbeitung
Extrahiert Rohtext Ja Ja, inklusive Kontext
Versteht Kontext Nein Ja, erkennt und interpretiert Felder
Verwaltet strukturierte Daten Nein Ja, z.B. Ausgabe als JSON oder CSV
Validiert Daten Nein Ja, prüft Format und Regeln
Unterstützt viele Formate Teilweise Ja, inkl. E-Mail, gescannte, digitale Dateien, Bilder
  • Extrahiert Rohtext: Beide Lösungen extrahieren Text, doch die Dokumentenverarbeitung gibt dem Text auch Bedeutung.
  • Versteht Kontext: OCR wandelt Bilder in Text um, aber ohne Interpretation. Dokumentenverarbeitung versteht und kennzeichnet Felder wie „Rechnungsdatum“ oder „Gesamtbetrag“.
  • Handhabt strukturierte Daten: OCR liefert Rohtext, Dokumentenverarbeitung organisiert Daten als etwa JSON oder CSV.
  • Validiert Daten: Die Dokumentenverarbeitung prüft, ob Daten ins erwartete Format passen und Regeln erfüllen – bei OCR ist das nicht der Fall.
  • Integriert Workflows: Dokumentenverarbeitung verbindet sich mit anderen Tools und automatisiert Geschäftsprozesse. OCR ist hier alleine beschränkt.
  • Mehr Formatunterstützung: Dokumentenverarbeitung akzeptiert mehr Eingabetypen und digitale Formate als reine OCR.

Beispiel: Beim Verarbeiten einer gescannten Rechnung gibt OCR meist nur den unstrukturierten Text aus. Dokumentenverarbeitung erkennt Rechnungsnummer, Fälligkeitsdatum und Betrag und überträgt diese Daten direkt ins Buchhaltungssystem.

Wann benötigen Sie vollständig automatisierte Dokumentenverarbeitung?

OCR eignet sich großartig, um eingescannten Text bearbeitbar zu machen – aber sie versteht Inhalte nicht, passt sich nicht an Layouts an und integriert sich nicht direkt mit Ihren Business-Tools. Hier kommt vollständige Dokumentenverarbeitung ins Spiel, die Rohtext in strukturierte, verwertbare Daten umwandelt.

Typische Anwendungsfälle, in denen OCR alleine nicht genügt:

  • Rechnungsverarbeitung – Extrahieren von Feldern wie Rechnungsnummern, Beträgen und Fälligkeitsdaten, plus Synchronisierung mit Buchhaltungstools.

Eine Studie von Mineral Tree belegt, dass bei der Rechnungsverarbeitung jedes zehnte Zeichen von OCR nicht korrekt erkannt wird. Das bedeutet 10 % Zeichengenauigkeitsfehler – mit erheblichen Problemen beim Auslesen wichtiger Felder wie Rechnungsnummern, Beträgen und Daten, besonders bei Hunderten von Rechnungen pro Monat. Diese Fehler erfordern manuelle Überprüfung und Korrektur, was den Automatisierungsvorteil wieder auffrisst.

  • Kunden-Onboarding-Formulare – Namen, Kontaktdaten und Präferenzen aus gescannten Formularen erfassen und ins CRM einpflegen.

Laut Text Magic führen schlechte Onboarding-Prozesse in mobilen Apps zu durchschnittlich 75 % Nutzerverlust innerhalb der ersten drei Tage und bis zu 90 % im ersten Monat. Dies zeigt die Herausforderung für Onboarding-Prozesse, bei denen korrektes Erfassen und Verarbeiten von Informationen – etwa durch optische Zeichenerkennung (OCR) – für die Nutzerbindung entscheidend ist.

Laut Verizeal führen die Grenzen von OCR bei bis zu 10 % der Frachtrechnungen zu Fehlern.

Diese Fehler resultieren oft aus unvollständigen oder fehlerhaften Angaben in den Versanddokumenten, die durch OCR allein – ohne zusätzliche Validierung oder Automatisierung – nicht akkurat erkannt werden.

Für solche Fälle benötigen Sie:

  • Kontextbezogene Felderkennung – Nicht nur Texte erkennen, sondern deren Bedeutung (z. B. „2.500 €“ als „Gesamtbetrag fällig“).
  • Layout-unabhängige Anpassungsfähigkeit – KI-gestützte Lösungen, die verschiedene Formate und Strukturen selbständig erkennen und anpassen.
  • Einfache Integrationen – Anbindung an Tools wie Zapier, Excel, Google Sheets, Power Automate & Co. für automatisierte Workflows.

Lösungen wie Parseur verbinden das Beste aus beiden Welten: KI-OCR, strukturiertes Dokumenten-Parsing und nahtlose Integrationen für echte Dokumentenautomatisierung – ganz ohne technischen Aufwand.

Was bietet die Intelligente Dokumentenverarbeitung (IDP)?

Intelligente Dokumentenverarbeitung (IDP) ist die neueste Weiterentwicklung für die Dokumentenautomatisierung. Aufbauend auf klassischer OCR und Dokumentenverarbeitung werden KI, maschinelles Lernen und natürliche Sprachverarbeitung integriert.

IDP geht über bloßes Texterkennen hinaus: Die KI versteht auch den Inhalt und Kontext der Dokumente. Sie verarbeitet komplexe, vielfältige Formate – wie Verträge, Rechnungen oder Formulare – aus verschiedensten Quellen, oft ohne vorherige Template-Erstellung. Dank dieser Lernfähigkeit kann IDP aus Korrekturen lernen und wird mit der Zeit immer präziser.

Im praktischen Einsatz kommt IDP etwa in Versicherungen, Banken oder dem Gesundheitswesen zum Tragen, wo große Mengen unterschiedlichster Dokumente möglichst fehlerfrei verarbeitet werden müssen. Dadurch reduziert sich der manuelle Aufwand und das Fehlerrisiko erheblich.

Studien von Scoop Market belegen, dass IDP einen beeindruckenden Genauigkeitsgrad von bis zu 99,9 % erreichen kann – Fehler und manueller Aufwand werden also auf ein Minimum reduziert.

Lesen Sie den vollständigen Leitfaden zur Intelligenten Dokumentenverarbeitung.

Fazit: OCR ist Werkzeug, Dokumentenverarbeitung ist ein System

OCR spielt eine wichtige Rolle bei der Digitalisierung von Text aus Bildern und gescannten Dokumenten. Aber sie ist nur ein Teil des größeren Ganzen der Dokumentenautomatisierung.

Unternehmen, die Effizienz steigern, manuellen Aufwand reduzieren und Prozesse automatisieren wollen, profitieren von Dokumentenverarbeitung oder intelligenter Dokumentenverarbeitung (IDP) als Komplettlösung. Diese Systeme extrahieren nicht nur Text, sondern interpretieren Kontext, validieren Daten, klassifizieren Dokumente und leiten Informationen automatisch an die richtigen Stellen weiter.

Möchten Sie sowohl OCR als auch vollständige Dokumentenverarbeitung live erleben? Testen Sie Parseur – die Lösung für Textextraktion, leistungsstarkes Dokumenten-Parsing und Integrationen, ganz ohne technisches Know-how.

Häufig gestellte Fragen

Haben Sie Fragen zu OCR und Dokumentenverarbeitung? Diese schnellen Antworten helfen Ihnen, die richtige Lösung für Ihre Dokumentenautomatisierung zu wählen.

Kann Dokumentenverarbeitung auch ohne OCR arbeiten?

Ja. Bei digitalen Dokumenten – etwa PDFs oder Word-Dateien – deren Text bereits maschinenlesbar ist, kann die Dokumentenverarbeitung OCR oft überspringen. Für gescannte Bilder oder Fotos bleibt OCR jedoch nötig.

Was unterscheidet OCR von intelligenter Dokumentenverarbeitung (IDP)?

OCR extrahiert Rohtext, ohne Zusammenhang zu verstehen. IDP nutzt KI-Technologien wie maschinelles Lernen und natürliche Sprachverarbeitung, um Daten zu interpretieren, zu klassifizieren, zu validieren und die Genauigkeit zu erhöhen.

Brauche ich für Rechnungen OCR-Software oder eine Dokumentenverarbeitung?

Wenn Sie nur gescannte Rechnungen in Text umwandeln wollen, reicht OCR aus. Für vollständige Automatisierung – etwa das Extrahieren von Rechnungsnummern, Gesamtbeträgen, Daten sowie die Integration mit anderen Systemen – ist ein Dokumentenverarbeitungstool nötig.

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